Sonntag, 27. Dezember 2015

Wer sagt was witzig ist?

Witze gehen immer auf Kosten anderer Personen oder Personengruppen, das ist normal. 

Aber wer oder was gibt die Grenze vor? Wer sagt was witzig ist? Wer sagt Stopp! Jetzt wird es beleidigend?!

Ich habe lange immer wieder darüber nachgedacht. Vor den Weihnachtsferien ist meine mittlere Tochter, mit einem so beleidigendem Witz, über Menschen mit Downsyndrom, von der Schule nach Hause gekommen, dass ich mich wirklich gefragt habe ob das noch der Normalität entspricht. 





Meine Kinder gehen in eine angesehene Privatschule, das bedeutet für mich, dass sich die Eltern ihrer Verantwortung gegenüber ihrer Kinder und der Gesellschaft eigentlich bewusst sind. 




Die Grenze für die Lustigkeit von Witzen sind selbstverständlich sehr individuell gesetzt, das ist mir durchaus bewusst, aber dürfen Witze auf Kosten von Gruppen gehen die sich nicht wehren können?

Ich sage nein. 

Deshalb habe ich etwas getan, was ich bis dahin nie getan habe. Ich habe mich in das Klassengeschehen eingemischt und versucht das Elternhaus des Kindes zu kontaktieren, nachdem dies nicht von Erfolg gekrönt war, habe ich die Klassenlehrerin kontaktiert und ihr von diesem Vorfall berichtet. Diese war genau wie ich vollkommen entsetzt. 




Letztendlich hat nun meine mittlere Tochter das Nachsehen, weil das in ihrer Klasse nicht gerade auf Wohlwollen gestoßen ist. Sie steht diese Sache jetzt aus, weil sie auch der Meinung ist das dieser Witz zu weit gegangen ist. Niemand darf ihre kleine Schwester, schwächere Personen oder andere Menschen mit Downsyndrom bzw. einer anderen Behinderung beleidigen.

Ich bitte Alle, genau wie meine liebe Tochter Zivilcourage zu zeigen, und einzuschreiten wenn ein schwächerer Mensch beleidigt wird! Nehmen wir uns eine 14 Jährige zum Vorbild.

Vielen Dank meine Liebe.
Kuss



Dienstag, 15. Dezember 2015

Muss man in der heutigen Zeit so ein Kind bekommen?

Diese Frage wurde mir gestellt. 

Diesen Moment werde ich nie vergessen. Ich war in einer Situation, in der ich nicht aufstehen und gehen konnte.  Ich konnte dem Menschen, dem ich 10 Minuten zuvor stolz mein 4 Wochen junges, wunderhübsches Fräulein Sonnenkäfer gezeigt habe, in die Augen schauen. Ich saß da, schluckte und sagte einfach nur.... 


JA!

Und auch jetzt nach 5 Monaten mehr, kann ich immer noch, nur JA! sagen. Das Fräulein Sonnenkäfer ist ein liebenswerter Mensch, der genau wie jeder andere Mensch, ob mit oder ohne Downsyndrom oder einer anderen Behinderung ein RECHT AUF LEBEN hat!


95 % aller Behinderungen treten erst nach der Geburt ein, das sollte uns doch nachdenklich stimmen, und da soll es auf 5 % ankommen?

Auf der einen Seite kämpfen Ärzte um das Leben von Frühchen, die manchmal weit vor der 30 Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, die durch Geburtsschäden, wie z.B. Sauerstoffmangel, teilweise schwerstbehindert sein können. Die ungeborenen Kinder die vielleicht eine Chromosomenstörung haben sollen nicht Teil unserer Gesellschaft werden können? Nur weil man das vor der Geburt feststellen kann? 

Es wird den Eltern von Frühchen jede Hilfe angeboten, selbstverständlich jede Hand gerreicht, jede technische Möglichkeit ausgeschöpft, die Eltern haben wochen- oder monatelang an Wärmebettchen in Neugeborenenintensivstationen gesessen und um das Leben ihres Kindleins gebangt. Sie haben ihr Baby gesehen, sie haben es gespürt und in ihr Herz geschlossen, sie lieben es und deshalb wäre der Tod für sie unvorstellbar. Diesen Familien wird nie die Frage gestellt musste das wirklich sein? Warum habt ihr um das Leben Eures Kindes gekämpft, obwohl es behindert sein könnte? Da sind es dann tragische Schicksale, dafür hat die Gesellschaft Verständnis. 

Ich habe mein Fräulein Sonnenkäfer 30 Wochen unter meinem Herzen getragen, habe sie gespürt wenn sie Schluckauf hatte oder wenn sie sich bewegte. Habe beim Ultraschall gesehen wie sie an ihrem Daumen lutschte. Meine Frauenärztin hatte mir in den letzten 10 Schwangerschaftswochen, nachdem der Verdacht auf das Down Syndroms gestellt wurde, niemals diese Frage gestellt, weil sie wusste das unser Baby auf die Welt kommen durfte.

Aber... ich hätte die Möglichkeit gehabt, nach einigen Beratungsgesprächen mit dem Ergebnis das ich einen psychischen Schaden davon tragen würde, wenn ich ein behindertes Kind bekomme, es im Rahmen einer Spätabtreibung wegmachen zu lassen.
Die Sonnenkäfermama ohne ihr Sonnenkäferchen? UNVORSTELLBAR. 


Das Leben hat diese Aufgabe für mich vorgesehen und ich bin der festen Überzeugung das man vom Leben nur die Aufgaben gestellt bekommt, die man auch meistern kann.

Auch wenn jetzt noch alles romantisch beim Fräulein Sonnenkäfer ist. Alles gut läuft und keine Schwierigkeiten in Sicht sind, bin ich mir bewusst, dass das jederzeit auf uns zukommen kann. Dann nehmen wir uns gegenseitig an der Hand und gehen gemeinsam die nächsten Schritte, vielleicht langsamer als die letzten aber wir gehen sie.... ZUSAMMEN!


Heute kann ich mir alles aussuchen, in Ruhe in Geschäften oder im Internet Waren miteinander vergleichen und dann das Beste für mich kaufen. Aber ein Mensch ist keine Ware und manche Aufgaben sollten wir einfach annehmen. Durch das Leben von unserem Fräulein Sonnenkäfer, habe ich schon so viele liebe Leute kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Ich bin dabei zu lernen im Hier und Jetzt zu leben, weil mehr gar nicht planbar ist, ich bin ruhiger geworden weil es dem Sonnenkäfer besser geht, wenn ich Ruhe ausstrahle. Wie heißt es neudeutsch... ich habe mein Leben entschleunigt.

Und ich habe vor allem anderen gelernt, tolerant gegenüber Menschen mit anderer Meinung zu sein, aber nicht in diesem Punkt...

Für eine bunte Gesellschaft.
Für meine Kinder.
Für meinen Mann auf den ich sehr stolz bin,
er hat nie einen Zweifel an uns aufkommen lassen.
Für Cord & Torin, Christian und Bendte
Für Väter sagen Ja
Jeder Mensch ist besonders.
Besonders Liebenswert.

Montag, 14. Dezember 2015

Ähnlichkeiten erwünscht?!

Oder wem sieht sie denn ähnlich? 

Als ich das Fräulein Sonnenkäfer ein paar Tage kennengelernt und unzählige Fotos von ihr geknipst habe, hat sich mir irgendwann die Frage gestellt, wem sie ähnlich sieht. 

Die Antwort hatte ich in Tausendstelsekunden, weil ich sie schon kannte.

Sie sieht aus wie meine mittlere Tochter und die wiederum ist ein Abziehbild von mir.




Leider ging mein Babyfotoalbum verloren und so konnte ich keinen Bild zu Bild Vergleich machen. Aber Fotos von meinen großen Töchtern gibt es zu Hauf.

Ich habe also das Fräulein Sonnenkäfer mit einem Foto von ihrer großen Schwester verglichen und bis auf die Haarfarbe und die Augenpartie, die vom Sonnenkäferchen eindeutig vom Downsyndrom beeinflusst ist, sehen sie sich wahnsinnig ähnlich. 

Normalerweise halte ich mit so einer Erkenntnis nicht hinter dem Berg, weil ich beide Mädchen unglaublich hübsch finde. Aber ich traute mich nicht. 

Es drängte sich mir die Frage auf, will sie mit ihrer stigmatisierten Schwester verglichen werden? Ich hielt den Mund und sagte nichts. Irgendwie wurde ich traurig darüber, weil man doch eigentlich stolz ist wenn einem die Schwester ähnelt.

Es kam der Tag da wurden die Spekulationen über ihre Ähnlichkeit immer wilder, da platzte ich damit raus und siehe da, die große Schwester war superstolz und glücklich! 

Später fragte sie mich, warum ich solange nix gesagt habe und ich hab ihr dann erklärt warum....

Da hat sie mich in den Arm genommen und meinte lächelnd, "Schwester ist Schwester und sie ist wunderschön so wie sie ist."


Manchmal machen wir uns vielleicht zu viele Gedanken und verbauen uns den Weg mit "hätte und vielleicht ".

Die Geschichte ist mir heute wieder eingefallen, ich bin gerade dabei mein heiliges Versprechen einzulösen, dass das Fotoalbum vom Sandwichkind fertig wird, bevor ich das vom Nesthäckchen anfange.

Weihnachten steht bald vor der Tür, das sah ich als gegebenen Anlass für ein schönes Zusatzgeschenk.

Samstag, 12. Dezember 2015

Raus aus der rosa Seifenblase....

Willkommen in der Realität 

Da war er nun endlich, der lang ersehnte Tag an dem wir endlich nach Hause durften. 

Nur kurz gestört durch eine Aufregung während der Abschlußuntersuchung, weil der Billirubinwert vom Sonnenkäfer etwas gestiegen war. 

Es war aber Gott sei Dank alles noch im normalen Rahmen, denn die Eltern vom Sonnenkäferchen wollten einfach nur noch nach Hause. Einen weiteren Tag hätten wir, glaube ich, nicht mehr überstanden. Die Nerven lagen blank und der kleinste Funke konnte das Fass zur Explosion bringen. Es war an der Zeit, wieder in die Realität zurück zu tauchen.

Im Krankenhaus waren wir gut umsorgt, ich fühlte mich wie in einer rosa Seifenblase, die in rosa Watte gepackt war. Permanent hat sich jemand um uns gesorgt, ich glaube ich wurde noch nie in meinem Leben öfter gefragt wie es mir ginge, ich wurde ständig gelobt, wie toll alles zwischen dem Sonnenkäfer und mir läuft. Das war toll und es fühlte sich auch schön an. Das dies aber nicht mein Alltag war, war mir immer bewusst und ich hatte auch ein bisserl Bange auf dem Schritt nach draußen.



Vollgepackt mit Informationen über das Downsyndrom und Telefonnummern, mit dem Wissen wer sich in den nächsten Tagen alles bei uns zu Hause melden würde, standen wir abreisefertig an der Türe des Krankenhauses. In meinem Kopf schwirrten tausende von Gedanken, ich wusste das die Schwestern vom Sonnenkäfer schon sehnsüchtig auf die erste Begegnung warteten, Oma und Opa wollten ihr erstes Enkelkind kennen lernen und meine Tanzpartner der letzten Tage, wollten das Sonnenkäferchen auch endlich sehen. Es war heiß und wir waren unendlich nervös. 

Da kamen Oma und Opa um uns nach Hause zu bringen. Der Opa hatte das Fräulein Sonnenkäfer schon einmal kurz besucht, aber die Oma sah das erstemal ihr Enkelkind. Ich glaube es war Liebe auf den ersten Blick.

Ein schattiges Plätzchen am Teich 


Es war wunderschön endlich wieder zu Hause in unserem Garten zu sitzen, im Schatten des Walnußbaumes das Plätschern unseres Teiches zu hören und einfach mal allen Gedanken freien Lauf lassen zu können. Es war schön nicht mehr klingeln zu müssen und zu warten bis jemand die Türe zum Kinderzimmer öffnet.

Endlich draußen im Garten 

Aber das Schönste war, das sich alle freuten, dass wir wieder zu Hause waren. Das Fräulein Sonnenkäfer konnte alle mit ihrem niedlichen Aussehen um den Finger wickeln. Die Menschen um uns herum haben sich schnell daran gewöhnt, dass wir sehr offen mit Sonnenkäferchens Zusatzchromosom umgingen und so konnten die meisten um uns herum recht entspannt sein. Menschen die wussten das unser Baby anders sein würde und uns nicht so gut kannten, haben bei der ersten Begegnung manchmal recht unsicher und verstohlen in den Kinderwagen gesehen. Als ihnen dann aber ein fröhlich strahlendes Baby entgegen schaute waren alle Berührungsängste verschwunden.

Auf einer kleinen Bergwanderung 


So startete unser Leben zu Hause ganz normal wie bei jedem anderen Baby auch, es waren nur ein paar Anrufe und Formulare mehr zu erledigen. 

Mittlerweile läuft unser Alltag ganz in Ruhe und kein Sturm kann unser Boot zum Kentern bringen.

Wir danken allen Menschen die uns ohne Scheu auf unserem Weg begleiten.

Das Fräulein mit seiner großen Schwester 




Freitag, 11. Dezember 2015

Die Sache mit dem Kaffee...

Als ich im September dem Sonnenkäferpapa gesagt habe, das er bald ein Sonnenkäferbaby bekommt hat er mich darum gebeten, dass ich keine Kaffee mehr trinke. 

Das war wirklich schlimm für mich, weil ich eine rießengroße Kaffeetante bin.... immer noch. Er hatte aber dann den schlauen Einfall mir koffeinfreien Kaffee zu besorgen und damit war die Kaffeefrage geklärt. 

Ja, ich weiß man soll in der Schwangerschaft auch nicht zuviel koffeinfreien Kaffee trinken, aber wer hier ohne Fehler ist, darf den ersten Stein werfen. 

Ich war also brav und habe dann nach ein paar Tassen auch keinen geschmacklichen Unterschied mehr feststellen können.

Dann kam der Tag im Krankenhaus an dem ich die Sache mit dem koffeinfreien Kaffee in Frage stellen durfte.

Unser Fräulein Sonnenkäfer vergaß manchmal das Atmen und dadurch fiel der Sauerstoffgehalt so tief, das immer wieder der Überwachungsmonitor ansprang.

Das Sonnenkäferchen friedlich am Schlummern 

Eigentlich durften wir nach Hause. Der Sonnenkäferpapa wartete mit gepackten Koffern im Appartement auf uns. Da kam die bittere Wahrheit. Eine Welt brach für uns zusammen. Wir mussten bleiben. Der Monitor der die Sauerstoffsättigung vom Sonnenkäfer maß, war in der Nacht sooft angegangen, das es zu gefährlich war uns in die Freiheit ziehen zu lassen. Unsere Nerven lagen  blank, im Appartement herrschte dicke Luft und auf der Intensivstation wurde nach der Ursache geforscht. 

Der Sonnenkäfer wurde komplett durchgecheckt und alles wurde auf den Kopf gestellt, nur leider konnten die Ärzte keinen Grund für ihre Aussetzer finden. Da hatte die Chefärztin einen guten Gedanken und verabreicht unserem Käferchen eine Medizin die normalerweise Frühchen mit unreifer Atmung bekommen. 

Es waren..... Koffeintropfen!

Als ich das erfahren habe, musste ich ganz herzlich lachen. Die Ärztin schaute mich an und verstand die Welt nicht mehr, bis ich ihr von meiner Koffeinabstinenz erzählt hatte, da lachte sie mit und hat darauf bestanden, dass der Sonnenkäferpapa mich erstmal auf eine große Tasse koffeinhaltigen Kaffee einladen musste.

Hallo ich bin wach!

Das schönste daran war, die Koffeintropfen halfen und mit einem Fläschchen davon, einem Überwachungsmonitor und zwei weiteren Tagen und Nächten der Beobachtung durften wir wirklich nach Hause.

Den Überwachungsmonitor haben wir immer noch jede Nacht angeschlossen, das ist alles was an diese Geschichte noch erinnert. Die Atmung und Sauerstoffsättigung beim Fräulein Sonnenkäfer ist stabil, ganz selten haben wir manchmal Nachts einen Fehlalarm, aber das verkrafte ich mit einem kleinen Grummeln.

Bitte liebe schwangere Mamas nehmt es also nicht zu genau mit dem Kaffeegenuß, zwei Tassen täglich dürfen sein.






Wir tanzen zusammen den...

... Babyblues

Es war herrliches Wetter, die Sonne strahlte um die Wette mit mir, mein Zimmer im Krankenhaus war prima, ich hatte es freundlicher Weise allein für mich und ich hatte einen Balkon.

Aber an unserem ersten gemeinsamen Morgen hatte ich dafür keine Zeit, ich wachte auf und sah das hübsche Mädchen, das mich von einem Foto anstrahlte. In Windeseile, sofern man von Windeseile bei einer frisch entbundenen Frau sprechen kann... zog ich mich an und machte mich hübsch, so hübsch es eben ging.

Ich machte mich auf den Weg, das erste mal stand ich alleine vor dieser Türe, auf der geschrieben stand: Bitte Klingeln, die Türe wird geöffnet sobald wir Zeit haben, die Pflege und Notfälle machen es uns nicht immer möglich, sofort die Türe zu öffnen.
Ich klingelte, tippelte und wartete. Die Türe wurde geöffnet, wenn es auch nur einen Moment zu lange dauerte, machte ich mir Gedanken ob wohl etwas mit dem Sonnenkäfer nicht stimmte. Hände waschen, desinfizieren, einen reinen Kittel, im wunderschönen krankenhausgrün oder war es gelb?, anziehen und dann leise zum Sonnenkäfer.

Das Sonnenkäferchen am 2. Juni

Ich sah sie und es war kein Sonnenkäfer, nein es war eher ein minikleines Käferchen. Kabel und Schläuche waren an ihr befestigt und in mir stiegen Tränen der reinen Ehrfurcht auf. Da lag sie, so zerbrechlich und rein.

Ich durfte sie morgens um halbsieben nicht auf den Arm nehmen, die Schwestern und Ärzte waren mit ihrer Morgenroutine beschäftigt, was für rational denkende Menschen klar ist. Ich war in diesem Moment aber nicht rational, sondern emotional und es zerriß mir beinahe das Herz. Ich durfte sie streicheln und ich kam damit klar, das eben im Moment nur streicheln möglich war. 

Ich ging zurück in mein Zimmer weil der Sonnenkäfer seine Ruhe brauchte. 

Da kam die leitende Kinderärztin zu mir und wir sprachen über das Sonnenkäferchen. Sie versprach mir das ich sie am Nachmittag auf den Arm nehmen durfte. Tränen liefen, Freude machte sich breit. Alles war in mir durcheinander....

Die ersten wagen Anzeichen der Trisomie 21 wurden festgestellt, aber das tat meiner Liebe keinen Abbruch. Kurz, ganz kurz hatten wir gehofft... wenn es keinen Herzfehler gibt, vielleicht war ja dann Trisomie 21 auch eine Fehldiagnose...

Ich bin ehrlich, als ich mit meinen Kindern schwanger geworden bin, habe ich immer gehofft das Alles "gut gehen" würde. Der Spruch Hauptsache es ist gesund, bekam eine neue Tragweite und ich habe nicht "Hier!" gerufen, als es darum ging, freiwillig ein Kind mit Behinderung zu nehmen. Aber nun war es so. 

Am Nachmittag durfte ich das Fräulein Sonnenkäfer nun endlich auf den Arm nehmen, da war es vollkommen um mich geschehen. Sie hat mich angeschaut und ich habe ein Engelslächeln von ihr geschenkt bekommen. Sie hat so gut gerochen nach frisch geboren und alles an ihr war richtig, so wie es die Schöpfung haben wollte. Von diesem Moment an schlug das Herz vom Sonnenkäfer regelmäßig und es gab weniger Komplikationen in ihrem Herz-Kreislauf-System. Ich glaube da hat sich der Sonnenkäfer auch ein bisserl in mich verliebt.

Nun hieß es, alle alten Wünsche und Träume über Bord zu werfen, um neue Wege gehen zu können. Ich ließ mich voll und ganz auf das neue Tempo ein. Ich war offen für alles und spürte die Hand in meiner Hand, die meine Hilfe auf dem gemeinsamen Weg brauchen würde.

Mit viel Geduld und der liebevollen Betreuung durch die Schwestern und Ärzte haben wir es geschafft, dass das Sonnenkäferchen gestillt werden konnte und nach einigen Tagen mussten wir auch keine Windeln mehr wiegen. 

13 Tage waren wir im Krankenhaus. Der Sonnenkäferpapa und die Sonnenkäfermama, konnten Dank der Sternstunden, in einem Appartement auf dem Klinikgelände bleiben. So konnte das Sonnenkäferchen rund um die Uhr von uns auf der Intensivstation betreut werden. Vielen Dank für diese tolle Unterstützung!

Diese Zeit war nicht leicht, das Hoffen und Bangen ob der Monitor in der Nacht ruhig geblieben ist, das Warten, wann wir endlich nach Hause dürfen. 

Viele Menschen haben mir in dieser Zeit durch liebevolle Nachrichten geholfen, so konnte ich immer wieder neuen Mut fassen. Ich danke meine lieben Tanzpartnern beim Babyblues für die gute Führung, nur durch Euch war meine gute Haltung möglich.

Heute nach sechs Monaten sehe ich das alles aus einem anderen Blickwinkel, das Fräulein Sonnenkäfer ist zwar mit 47 Chromosomen ausgestattet, aber wir haben so viel Glück gehabt, sie hat keine Probleme mit ihren Organen, ihre Augen und Ohren sind gut, sie ist definitiv gesund und in ihrer Entwicklung hält sie im Moment mit allen anderen Kindern in ihrem Alter mit.


Das Fräulein Sonnenkäfer heute

Und dann stimmt er eben doch wieder, dieser alte Spruch: Hauptsache es is g'sund!

Danke an meine lieben Begleiter, doch mein liebster Dank gilt meinen großen Töchtern, die es aushalten mussten mich zwei Wochen nicht zu sehen, nur mit mir zu sprechen, wann es mir möglich war. Aber ich glaube das schlimmste war für die beiden, dass sie die so lang ersehnte Schwester nicht gleich sehen durften. 


Die 3 Schwestern
Foto: Jenny Klestil im Rahmen von "Glück kennt keine Behinderung" 

Ich liebe Euch, alle 3.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Worte die die Welt verändern

30 Wochen war das Fräulein Sonnenkäfer schon mein Untermieter und unsere Welt war wunderbar rosa. Wir waren glücklich und kugelrund. 

Da kam der 27. März und mit ihm die Diagnose "Trisomie ". Meine Frauenärztin versuchte es mir so schondend und liebevoll wie möglich zu sagen, aber diese Diagnose trifft einen so hart, das es einem fast das Herz zerreißt und kann einem nicht schonend beigebracht werden.

Der Sonnenkäfer und ich machten uns auf den Weg nach Hause, ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen, Tränen liefen über mein Gesicht. Angst kroch in mir hoch. Zuhause wartete der Sonnenkäferpapa und wusste von nichts. Ich sollte es ihm sagen - Worte die die Welt verändern. 

Trisomie - das kann so viel bedeuten. 

Spätabends kamen wir, von der Pränataldiagnostik, mit der Diagnose, zu 80 Prozent - Trisomie 21 und schwerer Herzfehler nach Hause. Irgendwie waren wir erleichtert, unser Frl. Sonnenkäfer hatte schließlich eine gute Chance zu überleben. 

Die letzten 10 Wochen bis zur Geburt waren beinahe unendlich lange und schwer zu ertragen. Wir wollten das unser Baby auf die Welt kommt, damit wir endlich wussten mit wem wir es zu tun bekommen. 

Als es soweit war hatte ich Panik. 
Panik das mir mein Baby direkt nach der Geburt genommen wird, um seinen Herzfehler zu versorgen, was natürlich vernünftig ist. Ich wollte sie nicht hergeben. Trotz meiner Zweifel ging alles seinen gewohnten Weg und nach einer 2 stündigen Geburt war der Sonnenkäfer auf der Welt.

Einen kurzen Blick konnte ich auf sie erhaschen... Sie war wunderschön, aber blau und still.

Nach wenigen Minuten durfte der Sonnenkäferpapa sein Mädchen sehen. Er kam freudestrahlend wieder. 

Unsere Tochter hatte mich mit einem Blick, als 'Größte Liebe seines Lebens ' ersetzt.

Das Sonnenkäferchen hatte ein Wunder vollbracht, die Ärzte konnten es kaum fassen, sie hatte keinen Herzfehler! Keine Operation, nichts.... trotzdem kam sie zur weiteren Überwachung auf die Intensivstation des Kinderkrankenhauses und ich durfte sie nach 2 Stunden endlich besuchen und berühren.


Der Sonnenkäfer an seinem 2. Lebenstag








Herzlich willkommen...

...in unserer Welt 

Das Zimmer vom Sonnenkäfer

Dieser Blogg nimmt Euch mit auf die spannende Reise von Frl. Sonnenkäfer. 


Frl. Sonnenkäfer wurde im Juni 2015 in München geboren und ist ein waschechtes Bayerisches Mädel und wächst im oberbayerischen Fürstenfeldbruck auf. Sie verzaubert dort alle, die sie kennen lernen dürfen mit ihrer herrlich herzlichen Ausstrahlung.


Sie ist die kleine Schwester von zwei tollen Mädchen im Alter von 14 und 16 Jahre. Selbstverständlich ist sie auch Tochter, Enkel, Cousinchen, Nichte und jetzt auch schon Freundin.


Rasant verging das erste Halbjahr ihres Lebens und wir sind mächtig stolz auf unser Fräulein. 


Das Frl. Sonnenkäfer

Fräulein Sonnenkäfer nimmt Euch die nächsten Tage mit auf einen Rückblick der letzten Wochen, damit Ihr sie ein bisserl besser kennen lernt.

Wir wünschen Euch schon jetzt viel Freude beim Kennenlernen und freuen uns auf eine glückliche, fröhliche, gemeinsame Zeit.