Samstag, 12. Dezember 2015

Raus aus der rosa Seifenblase....

Willkommen in der Realität 

Da war er nun endlich, der lang ersehnte Tag an dem wir endlich nach Hause durften. 

Nur kurz gestört durch eine Aufregung während der Abschlußuntersuchung, weil der Billirubinwert vom Sonnenkäfer etwas gestiegen war. 

Es war aber Gott sei Dank alles noch im normalen Rahmen, denn die Eltern vom Sonnenkäferchen wollten einfach nur noch nach Hause. Einen weiteren Tag hätten wir, glaube ich, nicht mehr überstanden. Die Nerven lagen blank und der kleinste Funke konnte das Fass zur Explosion bringen. Es war an der Zeit, wieder in die Realität zurück zu tauchen.

Im Krankenhaus waren wir gut umsorgt, ich fühlte mich wie in einer rosa Seifenblase, die in rosa Watte gepackt war. Permanent hat sich jemand um uns gesorgt, ich glaube ich wurde noch nie in meinem Leben öfter gefragt wie es mir ginge, ich wurde ständig gelobt, wie toll alles zwischen dem Sonnenkäfer und mir läuft. Das war toll und es fühlte sich auch schön an. Das dies aber nicht mein Alltag war, war mir immer bewusst und ich hatte auch ein bisserl Bange auf dem Schritt nach draußen.



Vollgepackt mit Informationen über das Downsyndrom und Telefonnummern, mit dem Wissen wer sich in den nächsten Tagen alles bei uns zu Hause melden würde, standen wir abreisefertig an der Türe des Krankenhauses. In meinem Kopf schwirrten tausende von Gedanken, ich wusste das die Schwestern vom Sonnenkäfer schon sehnsüchtig auf die erste Begegnung warteten, Oma und Opa wollten ihr erstes Enkelkind kennen lernen und meine Tanzpartner der letzten Tage, wollten das Sonnenkäferchen auch endlich sehen. Es war heiß und wir waren unendlich nervös. 

Da kamen Oma und Opa um uns nach Hause zu bringen. Der Opa hatte das Fräulein Sonnenkäfer schon einmal kurz besucht, aber die Oma sah das erstemal ihr Enkelkind. Ich glaube es war Liebe auf den ersten Blick.

Ein schattiges Plätzchen am Teich 


Es war wunderschön endlich wieder zu Hause in unserem Garten zu sitzen, im Schatten des Walnußbaumes das Plätschern unseres Teiches zu hören und einfach mal allen Gedanken freien Lauf lassen zu können. Es war schön nicht mehr klingeln zu müssen und zu warten bis jemand die Türe zum Kinderzimmer öffnet.

Endlich draußen im Garten 

Aber das Schönste war, das sich alle freuten, dass wir wieder zu Hause waren. Das Fräulein Sonnenkäfer konnte alle mit ihrem niedlichen Aussehen um den Finger wickeln. Die Menschen um uns herum haben sich schnell daran gewöhnt, dass wir sehr offen mit Sonnenkäferchens Zusatzchromosom umgingen und so konnten die meisten um uns herum recht entspannt sein. Menschen die wussten das unser Baby anders sein würde und uns nicht so gut kannten, haben bei der ersten Begegnung manchmal recht unsicher und verstohlen in den Kinderwagen gesehen. Als ihnen dann aber ein fröhlich strahlendes Baby entgegen schaute waren alle Berührungsängste verschwunden.

Auf einer kleinen Bergwanderung 


So startete unser Leben zu Hause ganz normal wie bei jedem anderen Baby auch, es waren nur ein paar Anrufe und Formulare mehr zu erledigen. 

Mittlerweile läuft unser Alltag ganz in Ruhe und kein Sturm kann unser Boot zum Kentern bringen.

Wir danken allen Menschen die uns ohne Scheu auf unserem Weg begleiten.

Das Fräulein mit seiner großen Schwester 




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